10 Sätze, die Menschen mit sehr heller Haut nicht mehr hören können

Als ich diese Woche die neue „Girls“-Folge schaute und sich Hannah Horvath aka Lena Dunham in einer Szene von einer Fremden sagen lassen musste, dass sie sich mit Sonnencreme einschmieren soll und dass sie verdammt blass ist, ist mir wieder eingefallen, dass ich diesen Blogpost schon vor langer Zeit schreiben wollte.
Ich lebe mittlerweile doch weit über zwei Jahrzehnte in diesem Körper, in dieser Haut. Es gibt Zeiten, da mag ich sie weniger, es gibt Zeiten, da finde ich sie toll. (Ganz typisch gehörte die Schulzeit eher zu den ersteren.) Es ist zwar nicht immer einfach, den Sommer „unbeschadet“ zu überstehen und auch die Blicke am Strand werden einem irgendwann egal – am nervigsten und anstrengendsten sind jedoch die Menschen, die glauben, sie müssten meine Haut immer wieder kommentieren und mir sagen, wie ich mit ihr umzugehen habe. Es gibt einige Sätze, die wir Hellhäutigen wirklich nicht mehr hören können:

Der Klassiker: „Ohje.. geht’s dir gut? Du schaust so blass aus!“
Ja, das hast du richtig erkannt. Das ist mein Gesicht. Das schaut so aus. Alles gut.

„Gehst du nicht gern in die Sonne? Du bist so weiß.“
Oder auch: „Du solltest öfter raus in die Sonne!“ (Manchmal mit dem Zusatz: „Da kriegst auch du ein bisserl Farbe!“)
Ehrlich? Wenn ich aus dem neuen Hader-Film „Wilde Maus“ zitieren darf: Halt einfach die Pappn. Nach einigen Monaten Dauersonnenbestrahlung könnte das mit den Bikinistreifen vielleicht funktionieren, ansonsten: keine Chance. Und mir ist schon klar, dass ich nach Sport oder einer Spazierrunde in der Kälte „gesünder“ aussehe – helle Haut hat eben leider auch die Eigenschaft, sich bei Anstrengung und großen Temperaturunterschieden (oder Scham…) in einen Hummerton zu verfärben, um zwei Stunden später wieder mit der weißen Wandfarbe zu konkurrieren. Aber wenn es dir angenehmer ist, kann ich mich ja einfach jede Stunde einmal so richtig blamieren, dann gelingt das mit dem frischen Dauer-Teint.

Von Fremden: „Sie sollten sich in den Schatten legen. Passen’S auf mit Ihrer Haut!“
Vielen Dank, der Herr. Sehr rührend, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Und auch sehr notwendig. Ich habe nämlich selbst keine Ahnung davon, was ich hier mache und ich lasse mir wahnsinnig gern von älteren Männern erklären, wie ich mit meinem Körper umzugehen habe.
Mit blasser Haut kann man’s eben niemandem recht machen. Liegt man in der Sonne, sollte man besser aufpassen und sich um Himmels Willen in den Schatten legen – liegt man im Schatten, sollte man sich in die Sonne bewegen, damit man doch endlich ein bisserl Farbe kriegt.

„Mit welchem Lichtschutzfaktor hast du dich eingeschmiert? Eh mit 50?“
Kommt eigentlich nur von nahestehenden Personen, deswegen: Ich weiß du meinst es gut, aber kann ich mir meinen Lichtschutzfaktor bitte selbst aussuchen?!

„Du leuchtest ja förmlich!“
Joa. Cool, gell? Kommt gut unter UV-Licht.

„Du warst im Urlaub? Sieht man gar nicht.“
Muss man auch nicht.

„Das schwarze Outfit? Du solltest was Frischeres tragen.“
Tja, oft genug trage ich „was Frischeres“ – oft genug auch nicht. Ich mag mich in schwarz. Und nein, ich bin nicht unter die Goths gegangen und feiere auch keine schwarzen Messen. Schön, dass ich nur mir selbst gefallen muss und niemandem sonst.

„Ha! Schau wie braun ich bin!“ während er/sie den Arm neben deinen hält
Gratulation – du hast eine dunklere Hautfarbe als ich. Genauso wie 98% der Menschen, 70% der Vampire und ca. 50% der Albino-Kängurus. Große Leistung, muss ich schon sagen.

„Ach sei doch froh. So hast du zumindest nicht das Problem… [Hier Bullshit einfügen].“
Oder auch „Ach mach dir nichts draus. Zu dir passt es voll gut!“ mit mitleidigem Gesichtsausdruck
Ach neee lass den „aufmunternden Zuspruch“ und das Mitleid stecken. Ich habe einen relativ empfindlichen Würgereiz.

„Du siehst aus wie eine Skandinavin!“ bzw. „Kommst du aus Schweden/Skandinavien?“
Das sind definitiv die Sätze, mit denen ich noch am besten leben kann. Seit ich selbst gesehen habe, wie wahnsinnig viele hübsche Frauen auf den Straßen Schwedens herumlaufen, ist das wirklich ein Kompliment. Nej, men tack!

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(c) someecards.com

Also ehrlich: Hört damit auf. Wir wissen das alles. Und können gut auf uns selbst aufpassen. Sonst beginne ich auch irgendwann damit, zu braungebrannten Menschen Dinge zu sagen wie:
„Sie sind aber braun! Das schaut aber nicht mehr gesund aus!“
„Wollen Sie das bei Ihrem Hauttyp wirklich tragen? Die Farbe passt eher diesen hellen, blassen Typen.“
oder „Gehen Sie bitte in die Sonne? Der Schatten ist für die sehr hellhäutigen Menschen reserviert.“

7 Kommentare

    1. Author

      Hui ich bin mir zwar nicht sicher, ob das positiv oder negativ gemeint ist, aber auf jeden Fall vielen Dank für deinen Kommentar – eine starke Reaktion ist ja immer irgendwie gut 🙂

      1. Alles gut – war überhaupt nicht negativ gemeint – ich habe mir den ganzen Artikel durchgelesen- der Kommentar ist vielmehr neutral als kleines Wortspiel (h/Haut) gedacht 😉
        LG

      2. Author

        Haha natüüürlich! Auf das hätte ich wirklich selbst kommen können.. 🙂

  1. Hallo DieLyra

    Woher kommt die Hautfarbe?

    Im Hautkolorit spiegelt sich, woher wir kommen. Seit nun mehr Jahrmillionen passen sich die Gene des Menschen sich an der Lebens Umgebung an. Die Erbanlagen bestimmen dann zum Beispiel, welche und wie viele Farbpigmente (Melanin) in der derjenigen Haut bildet.
    Ja eigentlich fehlt nur Sprüche über Vampire,“ wenn du an die Sonne gehst verbrennst du“ oder „musst dich schlafen legen die Sonne geht auf“ ;/

    Gruss Dario

    1. Author

      Lieber Dario,

      meine Großeltern und Eltern sind alle ÖsterreicherInnen, meine Eltern sind jedoch auch ziemlich helle Hauttypen (allerdings nicht ganz so wie ich).
      Von Vorfahren z.B. aus dem Norden ist mir nichts bekannt, eher unpassend zur Hautfarbe weiß ich nur von Vorfahren aus dem Süden (Italien).

      Ja stimmt, der Vampir-Vergleich fehlt noch in dieser Liste!

      Liebe Grüße

  2. Danke danke danke! Ich selber ( blonde Haare, grüne Augen, halb Skandinavierin) kenne das nur zu gut und mich nervt dieses Missverständnis seitens der Bevölkerung. Allerlängsrens 20 Minuten. So lange kann ich ohne Sonnencreme ( die mit -oh wunder-lsf 50 ausgestattet ist-) in der Sonne bleiben. Erst vorgedtern habe ich mir einen stärkeren Sonnenbrand zugezogen. Kommentar der Arbeitskollegin:“ Jetzt siehst du mal ein bisschen gesünder aus-mehr Farbe!“ Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich lachen. Ja ich mag meine Haut, ja ich leide unter unseren Sommern, nein ich möchte nicht braun werden, und ja ich habe Angst vor Hautkrebs. Ich überlege wirklich, nach Island oder Schweden zu gehen.
    Danke für diesen Artikel. In Japan habe ich mich übrigens voel akzeptierter gefühlt. Nicht nur, dass meine Haut einfach so hingenommen wurde, es wurde auch viel mehr und viel sorgsamer mit dem Thema Hautkrens und Sonne umgegangen.

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